Vergangenheitsform

Vergangenheitsform – Ausdrücken, was schon vorbei ist

Eine Vergangenheitsform ist eine Zeitform, die ein vergangenes Geschehen ausdrückt. Etwas, was hinter uns liegt und vorbei ist, können wir also mit einer Vergangenheitsform ausdrücken.

Wenn du deinem Freund erzählen möchtest, dass du gestern im Kino einen tollen Film angesehen hast, brauchst du eine Vergangenheitsform, um dies auszudrücken. Du könntest sagen: „Ich war gestern im Kino und habe mir einen spannenden Film angeschaut.“

In der deutschen Sprache gibt es drei verschiedene Vergangenheitsformen. Jede hat ihre besondere Verwendungsweise. Ich werde sie dir nach und nach sehr einfach erklären.

In diesem Artikel wirst du nicht viele Fachbegriffe finden, da ich versucht habe  mit so wenig Fremdwörtern wie möglich zu arbeiten. Nur wenn du oder dein Kind das Thema Vergangenheitsform wirklich verstehen, werdet ihr einen Nutzen davon haben.

Präteritum / 1. Vergangenheit

Das Präteritum verwendest du hauptsächlich, wenn du über etwas Vergangenes berichten möchtest, das schon abgeschlossen ist. Es wird vorwiegend im schriftlichen Sprachgebrauch verwendet. Es wird also für Aufsätze und beim Aufschreiben von Erzählungen und Berichten verwendet.

Beispiele:

Letztes Jahr verbrachten wir unseren Sommerurlaub an der Ostsee.

Am Sonntag besuchten wir unsere Großeltern.

Vor dem Essen wusch er sich die Hände.

Wie bildet man das Präteritum?

Zur Bildung des Präteritums musst du nur das Verb verändern. Dabei ist wichtig zu unterscheiden, ob es sich um ein regelmäßiges oder ein unregelmäßiges Verb handelt.

Regelmäßige Verben werden – wie schon der Name sagt – regelmäßig gebildet. Nachfolgend siehst du einige Beispiele. Bei den entsprechenden Personen hast du ganz regelmäßig die gleichen Endungen.

Präteritum bei regelmäßigen Verben

 

Unregelmäßige Verben können das Wortinnere verändern. Diese Formen sind unterschiedlich und müssen gelernt werden. Kinder, die mit Deutsch als Muttersprache aufgewachsen sind, kennen diese unregelmäßigen Formen meist vom Hören und Sagen. Während jemand, der Deutsch als Fremdsprache lernt, diese unregelmäßigen Formen einüben muss.

Präteritum bei unregelmäßigen Verben

 

 

 

Perfekt / 2. Vergangenheit

Das Perfekt ist eine zusammengesetzte Zeitform und braucht zur Bildung die Hilfsverben haben oder sein. Ein Hilfsverb ist ein Verb, das hilft eine Zeitform zu bilden. Das Perfekt wird auch 2. Vergangenheit genannt.

Beispiele:

Meine Freunde haben Kaffee getrunken.
                       Hilfsverb                  Verb

Mein kleiner Bruder ist vom Bett gesprungen.
                       Hilfsverb                  Verb

Unsere Klasse hat einen Ausflug gemacht.
                       Hilfsverb                   Verb

Die Form des Verbs, die man beim Perfekt braucht, nennt sich Partizip Perfekt. Das Partizip ist eine Verbform. Es nimmt eine Mittelstellung zwischen Verb und Adjektiv ein. Deshalb wird es auch Mittelwort genannt.

Das Partizip Perfekt (Mittelwort der Vergangenheit) oder auch Partizip II genannt wird meistens mit der Vorsilbe ge- gebildet. Wir brauchen das Partizip Perfekt für die Bildung des Perfekts.

Beispiele:

Die Gäste haben eine Flasche Wein getrunken.
                  Hilfsverb                         Partizip Perfekt

Die Nachbarn haben eine Fahrradtour gemacht.
                  Hilfsverb                         Partizip Perfekt

Der Verkäufer hat uns ein Glas Wasser angeboten.
                   Hilfsverb                         Partizip Perfekt

Verwendung des Perfekts

Das Perfekt wird vor allem in der gesprochenen Sprache benutzt. Man verwendet es, um über Handlungen aus der Vergangenheit zu berichten, die noch Auswirkungen auf die Gegenwart haben.

Hast du genügend geschlafen, so hat dies in der Gegenwart zur Folge, dass du ausgeschlafen bist. Wurde ein Baum vom Sturm entwurzelt und hat dein Hausdach beschädigt, so hat dies zur Folge, dass das Dach dringend repariert werden muss.

Beispiele:

Meine Tochter hat ausgeschlafen.

Der Sturm hat den Baum entwurzelt.

Der betrunkene Autofahrer hat einen Unfall verursacht.

Wann nimmt man das Hilfsverb sein für das Perfekt?

Das Hilfsverb sein nimmst du zur Perfekt Bildung:

  • bei Verben der Bewegung.
    Beispiele: stürzen, gehen, laufen, fahren, fliegen, kommen, reisen, fallen
    Sie sind nach Ägypten geflogen.
  • bei Verben der Zustandsänderung
    Beispiele: aufwachen, sterben, zerfallen, auftauen, einschlafen
    Das Kind ist sehr früh aufgewacht.
  • bei folgenden Verben
    Beispiele: bleiben, sein, misslingen, geschehen, gelingen
    Die Familie ist zu Hause geblieben.

Das Perfekt bei den Verben haben und sein

 

Vergangenheitsform Plusquamperfekt

Das Plusquamperfekt ist die dritte Vergangenheitsform in der deutschen Sprache. Es wird auch 3. Vergangenheit genannt.

Mit dem Plusquamperfekt kannst du ausdrücken, dass eine Handlung in der Vergangenheit vor einer anderen Handlung passiert ist. Das Plusquamperfekt steht selten allein in einem Satz. Es kommt meistens in einem Satz mit dem Präteritum vor.

Beispiele:

Nachdem sie den Kuchen gebacken hatte, erledigte sie den Abwasch.
1. Handlung: Kuchen backen / 2. Handlung: Abwasch erledigen

Bevor sie ins Kino ging, hatte sie geduscht.
1. Handlung: duschen / 2. Handlung: ins Kino gehen

Nachdem Vater nach Hause gekommen war, machte er ein Nickerchen.
1. Handlung: nach Hause kommen / 2. Handlung: ein Nickerchen machen

Bildung des Plusquamperfekts

Das Plusquamperfekt braucht ebenso wie das Perfekt die Hilfsverben haben und sein. Allerdings stehen die Hilfsverben bei dieser Vergangenheitsform im Präteritum. Wir brauchen das Partizip Perfekt ebenso für die Bildung des Plusquamperfekts.

Beispiele:

Seine Frau hatte letzten Freitag im Hotel geschlafen.
           Hilfsverb im Präteritum                  Partizip Perfekt

Der Gast war am Sonntag mit dem Zug angekommen.
           Hilfsverb im Präteritum                  Partizip Perfekt

Unser Sohn hatte viel Spaß im Schwimmbad gehabt.
           Hilfsverb im Präteritum                  Partizip Perfekt

Plusquamperfekt der Verben schlafen und ankommen

Plusquamperfekt der Verben haben und sein

 

Zusammenfassung

Möchtest du einer anderen Person berichten, was du in der Vergangenheit erlebt hast, so brauchst du eine Vergangenheitsform. Es gibt drei verschiedene Vergangenheitsformen in der deutschen Sprache: Präteritum, Perfekt und Plusquamperfekt. Welche Zeitform du nimmst, hängt davon ab, ob du mündlich oder schriftlich berichtest bzw. was du ausdrücken möchtest.

3 Comments